Jugendfeuerwehr Lorsch verbringt sieben ereignisreiche Tage in Berlin und Brandenburg

In der ersten Woche der Herbstferien veranstaltete die Jugendfeuerwehr Lorsch eine Fahrt in die Bundeshauptstadt Berlin. Dreiundzwanzig Jugendliche und ihre fünf Betreuer trafen sich am Sonntagmorgen, dem 14.10.2012, um 5:30 Uhr in Bensheim am Bahnhof.
Von dort ging es mit dem Zug zunächst nach Frankfurt und anschließend mit dem ICE weiter nach Berlin. Gut gelaunt und voller Vorfreude stieg man in den Zug, ohne sich großartig von seinen Eltern zu verabschieden. Während einige jüngere Teilnehmer direkt damit begannen, ihren Süßigkeitenvorrat zu vernichten, wollten die älteren einfach nur schlafen und weder an das feucht-fröhliche Oktoberfest am Abend vorher noch an dessen Nachwirkungen erinnert werden. Gegen 13:30 Uhr erreichte man schließlich den Hauptbahnhof in Berlin. Ein Stellwerkausfall hatte dazu geführt, dass die Fahrt gute zwei Stunden länger gedauert hatte und uns statt Hochgeschwindigkeit eine gemütliche Entdeckungstour durch die "blühenden" und "dicht besiedelten" Landschaften des Ostens geboten wurde. Die Durchsage, dass jeder Fahrgast mit einem Freigetränk entschädigt werde, wurde von den Jugendlichen mit stürmischem Beifall und Jubelrufen beantwortet. Die Zeit bis zur Ankunft in Berlin verging anschließend dennoch sehr schleppend.

Deshalb waren alle froh, als wir endlich in der Jugendherberge in Berlin-Hermsdorf angekommen waren und die Zimmer beziehen konnten. Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es am Nachmittag zu einer ersten Entdeckungstour in die Berliner City. Rund um das Brandenburger Tor konnten sich die Jugendlichen in Kleingruppen frei bewegen, was für einige beim nächstgelegenen Dunkin Donut endete. Im Anschluss ging es mit Bus und U-Bahn zurück zur Unterkunft, wo nach dem Abendessen ziemlich schnell Ruhe einkehrte.

Der Montagmorgen begann mit der Besichtigung des Reichtags, für die die Gruppe zweigeteilt wurde. Die Jüngeren würden über eine Stunde lang durch die Katakomben des Gebäudes geführt und erfuhren dort allerlei Wissenswertes über dessen Geschichte, während die älteren Jugendlichen zusammen mit den Betreuern in einem ebenso lange dauernden Vortrag im Plenarsaal über die Arbeit des Parlaments informiert wurden. anhören durften. Danach konnte jeder für sich die gläserne Kuppel und die Dachterasse besichtigen, von wo man einen schönen Ausblick über die Dächer der Berliner Innenstadt genießen konnte. Im Anschluss daran waren wir in der Besucherkantine des Paul-Loebe-Hauses zum Mittagessen eingeladen. Während wir dort in der Kälte auf den Einlass warteten, konnten wir noch einen Staatskonvoi beobachten, der - von einer Motorradstaffel begleitet - Richtung Reichstag raste. Nach dem Essen gab es für die Jungs wieder etwas Freizeit, bevor wir gemeinsam mit der S-Bahn weiter zum Bahnhof Gesundbrunnen fuhren. Denn dort, in der ehemaligen Luftschutzanlage Gesundbrunnen, fand am späten Nachmittag die Führung durch die "Berliner Unterwelten" statt. Unser Führer, Karsten Kümmel, ein aufgeweckter Nordhesse aus Kassel mit einer einwandfreien "Berliner Schnauze", zeigte uns in einer einzigartigen Weise die ehemalige Schutzanlage, die übrigens "nicht-bombensicher" ausgeführt wurde. Neben Toilettenräumen, Sanitätsraum, Befehlsstand und den vielen Aufenthaltsräumen sahen wir im Bereitschaftsraum des Rettungstrupps, wie man die Schatten einer Personengruppe mittels einer Taschenlampe oder eines Blitzlichtes an der mit fluoreszierender Farbe angestrichenen Wand einfängt. Darüber hinaus gab es allerlei Gegenstände aus den (Nach)-Kriegsjahren wie Betten, Trümmerschutt, Bomben, usw. zu sehen und einige interessante Geschichten zu hören. So kämpfte die Wehrmacht ab 1944 nur noch nachmittags - vormittags war ja Schule. Und dass Berlin nach dem zweiten Weltkrieg die Stadt der Warenhäuser genannt wurde: Denn da waren Häuser, da waren Häuser, da waren Häuser... Die Jugendlichen waren die ganze Zeit aufmerksam und interessiert dabei, und es waren sich alle einig, dass sich diese Führung mehr als gelohnt hatte und jederzeit weiter zu empfehlen ist. Zur abendlichen Stärkung konnte sich jeder, der wollte, noch einen großen Döner für 2,80 Euro (!) holen, bevor es mit S-Bahn, U-Bahn und Bus zurück zur Jugendherberge ging.

Der nächste Morgen begann mit einem ausgiebigen Frühstück bei herrlichem Sonnenschein. Danach fuhren wir zum Alexanderplatz, um von dort aus mit einer gemütlichen Stadtrundfahrt Berlin zu erkunden. Aus dem Bus heraus konnten wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Berlins bewundern und Blicke auf die Siegessäule, den Ku'damm, Checkpoint Charlie, das Sony-Center am Potsdamer Platz, uvm. werfen. Wieder am "Alex" angekommen gab es verschiedene Möglichkeiten, etwas zu Mittag zu essen, bevor man sich am Fernsehturm zur zweiten Tour traf. Von dort ging es weiter zur Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße, wo nach einem Informationsfilm ein Originalstück des Todesstreifens erkundet werden konnte. Am Abend wartete auf die Jugendlichen noch ein besonderes Highlight: das Fußball-Länderspiel Deutschland gegen Schweden. Kurzerhand hatten wir noch Karten organisiert, was bei den Teilnehmern zunächst ungläubiges Staunen und schließlich freudiges Jubeln auslöste. Daher machten wir uns nach dem Abendessen auf den Weg ins Berliner Olympiastadion, um dort 60 Minuten großartigen Fußball und anschließend 30 Minuten Ernüchterung zu erleben. Trotz des Ergebnisses war es für alle ein besonderes Erlebnis - ein 4:4 ist immer noch besser als ein 0:0 - und alle waren froh, als sie spät in der Nacht endlich in ihren Betten lagen.

Am Mittwoch stand am Vormittag das Gespräch mit unserem Bundestagsabgeordneten Dr. Michael Meister von der CDU auf dem Programm. Nach einer kurzen Vorstellung seinerseits hatten die Jugendlichen die Möglichkeit, Fragen zu stellen, was von ihnen auch gerne angenommen wurde. So stellten sie ihm diverse Fragen zu den Themen Griechenland, Medien, Bundestagswahl, Atomausstieg und Abgeordnetengehalt, die Herr Meister bereitwillig und ausführlich beantwortete und sich auch noch die Zeit für ein gemeinsames Gruppenbild nahm. Nach einem kurzen Imbiss am Hauptbahnhof ging es dann weiter zum DDR-Museum. Dort konnten die Jugendlichen bei einer Führung die Lebensgewohnheiten in der DDR kennenlernen und erhielten einen Einblick in die Freizeitgestaltung, in ein DDR-Wohnzimmer, in die Arbeit der Stasi und die Arbeitswelt im Ostblock. Abschließend konnten sie sich am nahen Alexanderplatz ihre Zeit frei einteilen und beispielsweise im "Alexa" shoppen oder den Straßenmusikanten zuschauen.

Am Donnerstagvormittag stand noch mal ein Museum auf dem Programm, allerdings ein besonderes: das Feuerwehrmuseum der Berufsfeuerwehr Berlin. Im Obergeschoss der Feuerwache Tegel konnte allerhand Feuerwehr-Geschichte geordnet nach verschiedenen Themengebieten bewundert werden. Vom Kutschensaal über Motorspritzen ging es zu den Weltkriegsjahren und von dort aus in die jüngere Vergangenheit bis zur Darstellung der heutigen Aufgaben der Berliner BF. Neben Einstellungstests und Geschicklichkeitsübungen, die die Jugendlichen selbst ausprobieren durften, gab es auch viele Ausrüstungsgegenstände und Schutzkleidungen zu sehen. Besonders angetan waren alle von dem originalgetreuen Modell einer Drehleiter, das ein Feuerwehrmann in 30 Jahren feinmechanischer Detailarbeit komplett funktionstüchtig nachgebaut hatte - Kommentar eines Teilnehmers: "Nur schade, dass es kein Mast ist!" Im Anschluss warfen wir noch einen kurzen Blick in die Fahrzeughalle und auf die zwei Oldtimer-Fahrzeuge, bevor wir uns beim Lieblingsitaliener der Wachmannschaft Tegel mit Pizza und Pasta stärkten. Mit vollem Bauch ging es anschließend weiter auf den Kurfürstendamm, wo wir den Rest des angenehm warmen Spätsommertages verbrachten. Ob das Beobachten von schicken Fahrzeugen, das Schlendern entlang der Geschäfte, das Besuchen des Kaufhauses des Westens oder das Stärken im McDonald´s und im Eiscafé; hier war für jeden etwas dabei. Der letzte Abend in Berlin wurde noch einmal dazu genutzt, im Kellerraum der Jugendherberge Tischfußball oder -tennis zu spielen, mit Mädchen anderer Jugendgruppen zu flirten oder bereits seine Sachen zusammenzusuchen.

Denn am nächsten Tag ging es nach dem Frühstück direkt los Richtung Brandenburg. Mit dem Zug fuhren wir bis nach "Brand" (Niederlausitz), wo scheinbar ein Brand alles zerstört haben musste, denn außer dem Bahnhof gab es nur noch einen Bus, der uns zu der ehemaligen CargoLifter-Zeppelinhalle brachte. Dort, in dieser imposanten Stahlkonstruktion befindet sich die Erlebniswelt "Tropical Island", wo wir unsere letzten 24 Stunden vor der Heimfahrt verbringen wollten. Bei tropischen 26°C und 100% Luftfeuchtigkeit konnte man sich die ganze Nacht hindurch in der Lagune oder der Südsee abkühlen, bis um 1 Uhr nachts in der Sauna schwitzen oder den Rutschenturm unsicher machen, den Regenwald erkunden oder einfach am Sandstrand entspannen. Geschlafen wurde in kleinen Zelten in der Halle, die gerade genug Platz für zwei bzw. vier Matratzen boten.

Damit ging auch der letzte Tag der Reise zu Ende und es stand die Heimreise an. Nach einem kleinen Zwischenstopp zur Nahrungsaufnahme am Berliner Hauptbahnhof fuhren wir mit dem Zug zurück nach Bensheim, wo wir von den Daheimgebliebenen schon sehnsüchtig erwartet wurden. Berlin ist eben immer eine Reise wert.

Von Benjamin Koob