Großübung an der Werner-von-Siemens-Schule

Lorscher Feuerwehr meisterte Großübung an der Siemens-Schule

Großübung mit der Lorscher Feuerwehr lief erfolgreich / „Verletzte“ konnten schnell gerettet werden

Lorsch. Mit hohem Tempo fahren vier Einsatzfahrzeuge mit Blaulicht durch Lorsch. 18 Feuerwehrleute sitzen in den Löschwagen. Ihr Ziel ist die Werner-von-Siemens-Schule. Als die Autos, darunter Staffellöschfahrzeug und Hubsteiger mit Gelenkmast, am Mittwochvormittag in die Kiefernstraße einbiegen, haben die rund 540 Schüler das Gebäude der Haupt- und Realschule bereits schnell über verschiedene Ausgänge verlassen und sich in Sicherheit gebracht. Vier Jugendliche und ein Lehrer allerdings fehlen.

Explosion im Chemieraum – so lautete die Alarmierung für die Schulgemeinde und die Feuerwehr. Laut und lang heulte die Sirene. Es handelte sich aber glücklicherweise lediglich um eine Übung. Wie man sich in einem Ernstfall richtig verhält, das sollte jedem schließlich vertraut sein, bevor es vielleicht einmal zu einem Notfall kommt. „Die Schüler wissen genau, was zu tun ist“, sagt Schulleiter Alexander Böhm. Auch Konrektor Martin Maurer ist sehr zufrieden, als er sieht, wie besonnen die Schüler auf die unerwartete Unterbrechung des normalen Unterrichts reagieren.

„Krass, wenn die Schule brennt“

„Ist das jetzt echt?“, fragen einige jüngere Schüler auf dem Außengelände zwar etwas verunsichert. „Wir haben schon ein bisschen Angst gehabt“, gibt außerdem eine Fünftklässlerin auf Nachfrage zu. Aber nirgendwo zeigt sich Panik. Die jungen Leute haben die Schule ruhig und geordnet geräumt, helfen sich gegenseitig mit tröstenden Worten. Mancher vermisst sein Handy, die Ranzen blieben beim eiligen Aufbruch in den Klassensälen. „Ist doch krass, wenn die Schule brennt“, meint einer.

Brandschutz-Informationen sind an der Schule verpflichtend, erinnern Böhm und Maurer und diese werden regelmäßig aufgefrischt. Im vorigen Jahr wurde eine kleinere Übung durchgeführt, diesmal ist sie deutlich umfangreicher und anspruchsvoller. Angenommen wurde, dass es während des Unterrichts im Chemiesaal zu einer Verpuffung kam, eine Lehrkraft und vier Schüler dabei verletzt, zum Teil bewusstlos wurden, nicht aus eigener Kraft den Schulraum verlassen können. Die Fenster im Raum der Siemens-Schule sind an diesem Tag geschlossen, die Jalousien im Chemiesaal heruntergelassen. Von außen könnte sich ein Laie keinen Überblick über die Lage verschaffen.

Beifall für die Rettung

Die Lorscher Feuerwehr unter der Einsatzleitung von Thomas Kindinger, dem stellvertretenden Stadtbrandinspektor, rettet die Vermissten. Die Einsatzkräfte unter Atemschutz eilen in den im Obergeschoss liegenden Chemieraum, aus dem dichter „Rauch“ dringt und kaum etwas zu sehen ist. Die Nebelmaschine hat in diesem Fall ganze Arbeit geleistet. Als der „verletzte Chemielehrer“ von der Feuerwehr auf einer Trage durchs Treppenhaus der Schule und unversehrt ins Freie gebracht wird, klatschen die Schüler Beifall für die gelungene Rettung. Jens Grüneberg, stellvertretender Schulleiter, hatte sich als „Verletzter Lehrer“ zur Verfügung gestellt.

Alles sollte möglichst realistisch vonstatten gehen. Es hilft natürlich auch den Feuerwehrleuten, wenn eine Übung unter solchen Bedingungen läuft und alle mitspielen. Als alle vier Jugendlichen, die am Mittwoch die Rollen als verletzte Schüler übernahmen, von den Einsatzkräften in Sicherheit auf den Pausenhof gebracht werden, gibt es ebenfalls Applaus und Klassenkameraden umarmen sie.

In einem tatsächlichen Brandfall mit solcher Rauchentwicklung wären die Verletzten zur Untersuchung anschließend in eine Klinik gebracht worden. DRK-Fahrzeug und Rettungssanitäter sind zur Übung ebenfalls im Schulhof präsent, müssen aber nicht tätig werden.

Glücklicherweise ist an der „Werner“ noch nie ein Brand ausgebrochen, heißt es auf Nachfrage aus der Schulleitung. Die Lorscher Haupt- und Realschule wird in diesem Jahr immerhin schon 50 Jahre alt.

Einsatzleiter Kindinger zeigt sich mit dem Ablauf der Übung sehr zufrieden. In „sehr guter Zeit“ habe die Feuerwehr die schwierige Aufgabe gelöst, die Vermissten gefunden und gerettet. Die Schulgemeinde habe gleichfalls sehr gut mitgearbeitet.

Nur die Pause ist futsch

„Leider wurde uns durch die Übung eine Pause geklaut“, bedauert eine Zehntklässlerin am Rande leise und nicht sehr begeistert. Einen so „spektakulären“ Ersatz dafür gibt es aber auch nicht alle Tage, meint ein Lehrer. Dann wird aufgeräumt, der „Rauch“ weggelüftet – und der Unterricht soll weitergehen, als ob nichts gewesen wäre.

 

© Bergsträßer Anzeiger, Freitag, 07.07.2023